Kontra die Polemik

Quelle: Google Maps (Screenshot)

Alex Olma bespricht das „Mapgate“ von Apple mit zwei Links auf Beiträge von „Kontra“. Diese sind faktisch so unhaltbar dass sich mir die Zehennägel hochrollen.

Im ersten Blog-Eintrag ergeht er sich in Häme über die Beta-Einstellung in Google Maps für die Berechnung einer Route für Fußgänger. Im obigen Bild sind die Informationen abgebildet, die Google dick mit anzeigt wenn man diese Einstellungen wählt. BETA-STADIUM. „Seien Sie vorsichtig“.

Google macht demnach genau das richtig, was Jean-Louis Gassée von Apple für seine Karten in iOS 6 vorgeschlagen hat. Kontra meint, er könnte alles abbilden. Die Start- und die Zielstadt. Die Karte selbst mit dem lustigen Weg über das Wasser – aber die Alternativroute über Land? Nein. Den Hinweis auf öffentliche Verkehrsmittel? Ebenfalls Nein.

Kommen wir zum zweiten Eintrag – dem Vergleich von Microsoft Office unter OS X mit der möglicherweise von Google irgendwann für iOS 6 veröffentlichten Google Maps App. Auch hier ein komplett falscher Vergleich. Microsoft befand sich damals mit über 90% Betriebssystem-Marktanteil in einer absoluten Monopol-Situation. Man sponsorte Apple im Jahr 1997 mit 150 Millionen Dollar, damit der Laden nicht eingeht. Ohne Apple wäre Microsoft absoluter Monopolist geworden. Die Strafen für MS für die Integration des Internet Explorer in Windows sollten alsbald folgen. Bis heute setzt sich z.B. der Krieg zwischen den EU-Wettbewerbshütern und Microsoft fort.

In dieses Umfeld interpretiert Kontra nunmehr Microsoft Office für OS X hinein. Nie war es „feature-complete“, immer hinkte es hinterher. Und dies hätten viele User der Firma Microsoft bis heute „nicht vergeben“.

Mit Verlaub: was für ein Schwachsinn.

Die Post PC Ära braucht kein Office für OS X

Von jemandem, der seit Monaten auf Twitter mit lustigen Links die „Post PC-Ära“ beschwört wird allen Ernstes nunmehr vom Stapel gelassen, Google sollte sich durch den Fehler von Microsoft mit OS X eines besseren belehren lassen und bloß eine Maps App für iOS veröffentlichen. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Mobil ist die Zukunft. Kein Mensch wird in Zukunft mehr Microsoft Office für den PC (sprich auch den Mac) mehr brauchen. Die entgangenen Umsätze für Microsoft, die sie durch nicht getätigte Verkäufe von Office für OS X erleiden mussten, belaufen sich vielleicht irgendwo im niedrigen, zweistelligen Millionenbereich.

Aber Google soll daraus eine Lehre ziehen?

Umgekehrt wird ein Schuh draus. Microsoft hat Apples OS X durch die nur stiefmütterliche Unterstützung mit Office ständig und immer klein gehalten. Hätte Apple nicht den iPod, das iPhone und dann das iPad erfunden wären sie heute nicht die Firma mit dem größten jemals erzielten Wert und über 100 Milliarden Dollar in der Kriegskasse. So zu tun als ob Microsoft irgendwas an den mickrigen nunmehr vier Millionen Macs pro Quartal verloren geht, während der PC-Markt insgesamt 100 Millionen verkaufte Geräte beinhaltet pro Quartal, ist blanker Hohn. Genau wie bei der oben dargelegten Weglassung der Informationen über den Fußweg in Spanien wird hier so getan als ob Microsoft irendwie darunter gelitten hätte, dass sie OS X nicht voll unterstützt haben. Es ist ja im Prinzip sogar noch extremer – selbst HEUTE würde es keinen extremen Sinn machen, wenn Microsoft OS X voll unterstützen würde, jetzt wo Apple den Mac App Store herausgebracht hat, in dem die Preise für Apps in den Keller getrieben wurden.

Auf Karten übertragen bedeutet dieses Beispiel daher viel eher, dass Google es tunlichts vermeiden sollte, Apple eine Maps App für iOS 6 zu liefern. Würde man das Beispiel Office für OS X übertragen so entgehen Google vielleicht ein paar Millionen, aber wenn Apple nicht die Post-iOS-Ära einläutet wird es für Google nichts aber auch gar nichts auf iOS zu holen geben. Und überhaupt – was sollen bitte die User, die Google, warum auch immer, jetzt durch die Nicht-Veröffentlichung einer Maps App für iOS denn der Firma nachtragen? Wenn die Apple Maps App so gut wird wie die von Google, dann wird niemand die Google Maps App benutzen. Und wenn die Apple Maps ab eben nicht besser wird, wie genau soll sich dieses „Nachtragen“ äußern? In zusammengekniffenen Gesichtern und der Wut auf Google, weil man ja dann wieder dazu gezwungen ist, die bessere App zu benutzen? Als hätte Google entschieden dass die Maps App aus iOS rausfliegt. Ich versteh nicht was im Herrn Kontra vor sich geht, aber irgendwie scheint es für ihn logisch zu sein dass man sauer auf Google ist wenn diese von einer Plattform geschmissen werden und dann nich sofort für Ersatz sorgen. Mal völlig abgesehen davon dass alle „Hooks“, sprich die Zugriffe auf Kartenmaterial, aufgrund der Beschränkungen von iOS so oder so IMMER in der Apple App landen würden. Google kann gar keine App veröffentlichen die Feature-Parität mit dem bietet was in iOS 5 vorhanden war, selbst wenn sie es wollten. Sonst gäbe es ja auch genau so native YouTube und GMail Apps im Appstore.

15 Jahre später und ich bin immer noch sauer auf Dich

Und die User, die Microsoft „bis heute“ angeblich das stiefmütterliche Office für OS X nachtragen? Die sind wahrscheinlich genau die die nicht verstehen, wieso Casual Games im iTunes App Store heute die meisten Umsätze machen. Die interessiert das alles nicht. Die spielen nebenbei aus Spaß auf ihrem Telefon, und genau diese User werden wenn sie morgens versuchen wie gewohnt ihre Informationen für die U-Bahn in New York zu erhalten voller Wut auf die in diesem Bereich vollkommen unfähige Apple Karten-App starren und bei ihrem nächsten Kauf eines Smartphones eventuell mal darüber nachdenken, ob sie nicht doch ein Android-Telefon kaufen, wo die Informationen verfügbar sind.

Mehr noch: jeder, der ein iPhone 5 bekommt und es die nächsten Wochen einsetzt wird feststellen, wie schlecht die Karten App wirklich ist und eventuell von seinem Rückgaberecht Gebrauch machen.

Und genau so lange wird Google abwarten. So lange, bis alle User einmal dieses schlechte Erlebnis machen durften. Wenn man nur vom US-Markt ausgeht schätze ich mindestens vier Wochen. Wenn man alle 240 Länder nimmt wohl eher 6 Monate. Es ist DIE Gelegenheit den iOS Usern unter die Nase zu reiben, wie wichtig die Google-Dienste auf iOS waren. YouTube nachzuliefern war logisch. Geschenkt. YouTube ist in Safari fast das Gleiche wie in der App. GMail ist weiterhin ohne OS-weite App-Links (den Hooks) fast unbrauchbar. Auch hier lernt der Apple-User auf die harte Tour, wie viel besser GMail auf Android ist. Aber nur wenn er jemals ein Android-Gerät in der Hand hatte.

Aber die Maps App?

Google wäre verrückt wenn sie Apple jetzt helfen würden. Wäre ich Eric Schmidt ich würde mir ins Fäustchen lachen.

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