Winning!

Ein wunderschönes Beispiel wie eine Publikation vor Schreihälsen einknickt lieferte die Tage Engadget ab. In einem Editorial wurde dort das „Race to the Bottom“ was die Tablet-Preise angeht lamentiert, welches Amazon und Google derzeit veranstalten, und warum ein iPad Mini den Preis hat, den es nun einmal hat.

Wir kennen das ja alle wenn es um XBox/PS3/Wii geht. Nintendo verkauft seit Jahr und Tag seine Konsolen mit Gewinn und subventioniert diese nicht durch den Verkauf von Inhalten quer.

Das war am 3.11. – irgendwann nach der Veröffentlichung und knapp 4000 Kommentaren wurde dann ein kleines Update unter dem Editorial eingefügt mit einer „Klarstellung“ die dem wilden Sturm der geifernden Trolle Einhalt gebieten sollte. Quintessenz? Wir wollten ja den Preis des iPads nicht entschuldigen, das Editorial hätte „neutraler“ sein müssen und überhaupt wir versuchen hier den bösen bösen Apple-Konzern nicht zu entschuldigen.

Netterweise wurde John Gruber darauf aufmerksam. Und MG Siegler. (ach und ich ^^;). Siegler arbeitet bei Techcrunch die wie Engadget zu AOL gehören und dadurch wurde dann der Chefred von Engadget auf den Vorfall aufmerksam. Als Resultat wurde das Update entfernt. (kleines Update 19.11.: in der Zwischenzeit hat MG Siegler den Titel seines Kommentars von „Neutral or Neutered“ auf „Never Apologize for Having an Opinion – Especially When You’re Right“ geändert. Déjà-Vu?!)

Gut so

Ich denke wenn man älter als 20 ist wird es irgendwann schwer nachzuvollziehen, warum ein solches Editorial von den eigenen Lesern so auseinander genommen wird. Es fällt ja hier und da auch in den Kommentaren z.B im iPhoneblog auf, dass mancher Leser einfach nicht mit einer MEINUNG, die ihm nicht in den Kram passt, umgehen kann – und nichts anderes ist ein Editorial. Die Meinung des Autoren.

Einfach weil das eigene Gerät, die eigene Platform GEWINNEN muss – wie auch immer man dieses „gewinnen“ quantifizieren mag. Preis, erschienene Spiele auf der Plattform, die verfügbaren unterschiedlichen FARBEN  … ja ich kann mich an Zeiten erinnern da habe ich mich mit jemandem unterhalten der meinte mein GameGear wäre ja totaler Mist weil sein Gameboy rot wäre.

Gott sei Dank bin ich aus dem Alter raus. Aber seitdem die kleinen Kinder auf Reddit durch eine Verlinkung des „The Verge“ Live-Feeds zur iPhone 5-Vorstellung von Apple sich auf „The Verge“ rumtreiben, lese ich dort z.B. auch die Kommentare nicht mehr. Erstens ist gehen sie in die mehrere tausend und zweitens ist die Menge an Lesern, die nicht klar denken können, geschweige denn sinnvoll diskutieren, mittlerweile an einer Hand abzählbar. Gerade gestern Abend wieder das beste Beispiel im Test zur Wii U. Er ist exakt EINE Minute online und schon findet sich der erste Kommentar darunter „Warum habt ihr die Wii U nicht länger getestet die ist doch heute erst in den Verkauf gegangen? Guter Journalismus ist das nicht“.

m(

Amüsanterweise wird diese Energie des Durchackerns wohl gerade bei Jugendlichen mit viel Freizeit vorhanden sein.

Dass Engadget das Update nunmehr wieder entfernt hat, ist gut. Es stellt die journalistische Integrität wieder her. Denn das Problem beim Einknicken vor den Fanboys und Kleinkindern ist, dass auch wenn diese das Filetstück der werberelevanten Zielgruppe sind, sie eine Plattform auch kaputt machen können.

Eine Meinung zu haben ist richtig und wichtig. Sie verleiht Charakter, und vor allem Integrität für die Tests die die Seite durchführt, sprich die Benotungen der Produkte.

Ohne Charakter wird Engadget irgendwann eine Seite auf die keines der Kleinkinder und Trollfanboys die sie lesen mehr stolz sein kann. Während die klar denkenden Leser verständlicher Weise schon Monate vorher das Weite gesucht haben.

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